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3. KongruenzVon Bewegungen und Umklappungen als AbbildungenKongruenz wird als Deckungsgleichheit definiert - der Zusammenhang mit geometrischen Abbildungen wird herausgearbeitet, eine Übersicht über die Kongruenzabbildungen samt Querverbindungen zur Technik und zu den Ornament-gruppen rundet dieses Kapitel ab. Das Umgehenkönnen und das Wissen über diese Kongruenzabbildungen
benötigt man etwa bei den CAD-Programmen (v.a. im Fach GEOMETRISCHES ZEICHNEN). A. Geometrische Abbildungen
Unter einer Abbildung versteht man eine eindeutige Zuordnung .
Wir betrachten erstens nur umkehrbar eindeutige Abbildungen, zweitens in diesem Abschnitt nur solche Abbildungen, die die "Gestalt" einer Figur nicht ändern. So wie bei einer Axialspiegelung soll die Bildfigur etwa mit einer Schere aus dem Zeichenblatt ausgeschnitten und dann auf die Ausgangsfigur (Urfigur) so gelegt werden können, dass beide genau über-einanderliegen. Ur-und Bildfigur sollen "deckungsgleich" oder kongruent [ @] sein Die betrachteten Abbildungen sind dann längentreu und winkeltreu (auch: flächentreu). Sie heißen Kongruenzabbildungen!
B. Fundamentalsatz
Wir machen ein Experiment:
Was bedeutet dieses Ergebnis?Wir vereinfachen zunächst: Statt der vielen Punkte betrachten wir nur noch je zwei Punkte A wird auf A' kopiert, B auf B'. Durch die Angabe zweier Punkte (A', B') ist die Folie der Lage nach eindeutig festgelegt. Um dies einzusehen stelle man sich etwa zwei Nadeln vor, mit denen man die Folie zunächst in A' fixiert (es sind nur noch Drehungen um A' möglich), dann in B'.
Nun lässt sich beweisen: Irgendzwei Lagen eines bewegten ebenen Systems (z.B.: Original, Kopie) können stets durch eine Drehung (im Grenzfall durch eine Schiebung) auseinander hervorgehen!
Die große Bedeutung dieses Satzes liegt im Maschinenbau, dort heißt er Fundamentalsatz der ebenen Kinematik (= Lehre von der Bewegung starrer Systeme). Fotos eines Müllcontainers: Die Abdeckung gelangt durch Drehung von einer Lage in die andere.
Ofenverschluss: Konstruiere das Drehzentrum von der geöffneten Lage in die verriegelte. C. Drehung
Eine Drehung ist eine eindeutige, längen- und winkeltreue Abbildung der Ebene auf sich, wobei jeder Punkt der Ebene um ein gegebenes Zentrum Z um einen bestimmten Winkel in einem bestimmten Sinn (rechts , links) gedreht wird.
Beispiel: Anwendung bei einem Beweis.
Weitere Eigenschaften der Drehung:
Fixelemente: Fixpunkte: Bei allgemeinem Drehwinkel ( 0°) gibt es nur einen Fixpunkt: ........... Fixgeraden: Bei welchem Drehwinkel kann es Fixgerade geben? .......... Fixkreise: ........................................................................................... Spezialfall: Drehwinkel 180° (vgl E) D. Schiebung oder Translation
Eine Schiebung ist eine eindeutige, längen- und winkeltreue Abbildung der Ebene auf sich, wobei jeder Punkt der Ebene in eine gegebene Richtung gleich weit bewegt wird. Angabe:
Beispiel: Das gegebene Trapez ist zu verschieben.
Beweis mit Hilfe einer Schiebung: Winkelsumme im Dreieck (vgl. später)
Fixelemente: Fixpunkte Fixgerade
Anwendung: Herstellung anschaulicher Schrägrißbilder (am besten in einem Raster!) (Vgl. Kapitel "Ähnlichkeit" und Beispiele in den Übungen.) E. Drehung, Schiebung, Spiegelung als Kongruenzabbildungen Ob eine Umklappung oder eine Bewegung stattgefunden hat, wenn zwei zueinander kongruente Figuren vorliegen, lässt sich am Umlaufsinn der Figuren erkennen. Durch welche Abbildung kann das Dreieck A'B'C' jeweils aus dem Dreieck ABC hervorgegangen sein? Haben beide Figuren denselben Umlaufsinn, dann spricht man von gleichsinniger Kongruenzabbildung, sonst von gegensinniger. Die linke Figur stellt einen Spezialfall einer Drehung, nämlich für den Drehwinkel ....... ° dar. Statt die Drehung tatsächlich auszuführen, lässt sich gleich eine Spiegelung am Zentrum, eine sogenannte Punktspiegelung durchführen!
F. Beispiele für Verknüpfung von Abbildungen
Bei den diversen CAD-Programmen ist es kein Problem, eine gewählte Abbildung auch auf die Bildfigur anzuwenden, auf diese wieder usf. Diese Hintereinanderausführung der Abbildung heißt auch Verknüpfung der Abbildungen.
Diese Verknüpfung von Abbildungen stellt einen anderen Zugang zur Definition der Kongruenz dar: Zwei Figuren F und F' heißen kongruent, wenn F' das Bild von F bezüglich einer Axial-spiegelung oder einer Verknüpfung endlich vieler Geradenspiegelungen ist. Die Art und Zahl der anzuwendenden Abbildungen, um von F zu F' zu gelangen, ist nicht eindeutig. G. Bandornamente
Die 7 Muster rechts unten stammen aus der Töperei San Ildefonso Pueblo in New Mexico Die Abbildung ist aus dem Buch von GARFUNKEL (Seite 182)
H. Kongruenzsätze für Dreiecke
Geometrie beschäftigt sich mit dem Studium der Eigenschaften von Figuren. Diese lassen sich in Dreiecke zerlegen oder durch solche beliebig genau annähern. Um Aussagen über Kongruenz und Unterschiede von Figuren machen zu können, ist das rasche Erkennen der Kongruenz von Dreiecken (und das Begründen derselben) wichtig. In welchen Angabestücken müssen Dreiecke übereinstimmen, damit sie kongruent sind?Diese Fragestellung ist gleichwertig mit der Frage nach den Angabestücken, die man benötigt, um ein Dreieck eindeutig konstruieren zu können! Voraussetzen wollen wir: Zwei Strecken sind kongruent, wenn sie in ihren Längen
übereinstimmen. Dann lassen sich die folgenden Sätze durch Konstruktion je zweier Dreiecke aus den gegebenen Abgabeelementen beweisen. Eine andere Möglichkeit des Beweises besteht darin, Kongruenzabbildungen zu suchen, die die beiden Dreiecke ineinander überführen. (Vgl. etwa WITTMANN 1987, Seite 87ff) SSS-SatzHaben zwei Dreiecke drei paarweise maßgleiche Seiten, so sind sie kongruent. Beweis:
SWS-SatzStimmen zwei Dreiecke in den Maßen zweier Seiten und des von ihnen eingeschlossenen Winkels überein, so sind sie kongruent. WSW-SatzStimmen zwei Dreiecke in den Maßen einer Seite und den ihnen anliegenden Winkeln überein, so sind sie kongruent. Manchmal wird unter dieser Liste auch der SWW-Satz angeführt, den man aber durch Berechnung des dritten Winkels (Winkelsumme 180o)auf den WSW-Satz zurückführen kann. SSW-SatzStimmen zwei Dreiecke in den Maßen zweier Seiten und des Gegenwinkels der größeren Seite überein, so sind sie kongruent. Beispiel: Warum gibt es z.B. keinen WWW-Satz? I. Parkettierungen
Unter einer Parkettierung versteht
man
Beispiele: Nächste Figur aus [VORDERMAN 1996] Zwei Ausschnitte aus M. C. ESCHERs (1898 - 1972) Werk "Metamorphose II" Einige Links zu Eschers Werken Unmögliche Körper: Belvedere, Treppauf-Treppab, Wasserfall Einige Bilder aus dem räumlichen Bereich von M. C. ESCHER:
Kongruenz im Unterricht
(alter Lehrplan)
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